Wir sind ein System von Systemen: Der Schlüssel zur Verbesserung der Ausdauerleistung

Wenn es darum geht, die Ausdauer zu verbessern, denken viele automatisch daran, einfach mehr Kilometer zu laufen, länger Rad zu fahren oder schneller zu schwimmen. Um jedoch dauerhafte und effiziente Leistung zu erzielen, müssen wir zunächst ein fundamentales Konzept verstehen: Unser Körper ist ein System von Systemen.

Das bedeutet, dass unser Organismus nicht wie ein einzelner Mechanismus funktioniert; er besteht aus mehreren vernetzten Systemen, die zusammenarbeiten, um Bewegung zu erzeugen, Energie bereitzustellen und die Homöostase aufrechtzuerhalten. Wenn wir nur einen Aspekt trainieren, sind die Verbesserungen begrenzt und das Verletzungsrisiko steigt.

Herz-Kreislauf-System: der Motor der Ausdauer

Herz, Lunge und Blutgefäße bilden die Grundlage der Ausdauerleistung. Die Fähigkeit des Herzens, Blut zu pumpen (Schlagvolumen), und die Effizienz der Lunge bei der Sauerstoffversorgung des Blutes sind entscheidende Faktoren.

Wissenschaftliche Evidenz: Studien zeigen, dass ein höherer VO₂max, ein Indikator für die kardiovaskuläre Effizienz, stark mit der Leistung beim Laufen, Radfahren und Triathlon korreliert (Bassett & Howley, 2000).

Wie man es trainiert:

  • Lang andauernde aerobe Einheiten bei moderater Intensität.
  • Hochintensive Intervalle (HIIT) zur Verbesserung der kardiovaskulären Kapazität und Laktattoleranz.
  • Atemtechnik-Training und Herzfrequenzkontrolle zur Optimierung der Effizienz.

Muskelsystem: mehr als nur starke Beine

Die Leistung hängt nicht nur von den Hauptmuskeln ab, sondern von einer gesamten Muskelkette, einschließlich Gesäß, Rumpf, Rücken und Armen. Kraft, Stabilität und Beweglichkeit sind entscheidend, um die Technik während langer Einheiten aufrechtzuerhalten und Verletzungen vorzubeugen.

Wissenschaftliche Evidenz: Studien bei Ultra-Ausdauerläufern zeigen, dass funktionelle Kraft und Rumpfkontrolle Müdigkeit reduzieren und die Laufökonomie verbessern (Paavolainen et al., 1999).

Wie man es trainiert:

  • Sportartspezifisches Krafttraining für Läufer oder Radfahrer.
  • Stabilitäts- und Mobilitätsübungen für korrekte Ausrichtung und Technik.
  • Exzentrisches Krafttraining zur Verbesserung der Muskelresistenz und Verletzungsprävention.

Nervensystem: Koordination und Effizienz

Das Nervensystem steuert die Koordination, Technik und Muskelaktivierung. Eine effiziente neuromuskuläre Kontrolle ermöglicht es, mit weniger Energie mehr Bewegung zu erzeugen, was in Ausdauersportarten entscheidend ist.

Wissenschaftliche Evidenz: gezieltes Techniktraining und neuromuskuläre Stimulation verbessern die Bewegungseffizienz und die intermuskuläre Koordination (Secomb et al., 2015).

Wie man es trainiert:

  • Technikdrills spezifisch für die Sportart.
  • Propriozeptions- und Gleichgewichtsübungen.
  • Integration von Kraft und Bewegung zur Verbesserung der neuromuskulären Reaktion.

Stoffwechselsystem: die Energie-Maschine

Unser Körper produziert Energie über verschiedene Systeme: oxidativ (Fette), glycolytisch (Kohlenhydrate) und phosphagen (ATP-CP). Die Fähigkeit, diese Energiequellen effizient zu nutzen, bestimmt, wie lange wir eine Belastung aufrechterhalten können, ohne frühzeitig zu ermüden.

Wissenschaftliche Evidenz: Training in verschiedenen Intensitätszonen und kontrolliertes Fastentraining können die metabolische Flexibilität verbessern, also die Fähigkeit, Fett zu verbrennen und Glykogen zu sparen (Bergman & Brooks, 2009).

Wie man es trainiert:

  • Variieren der Intensität (aerobe Zonen, Tempo-Training, Intervalle).
  • Gezieltes Training mit niedriger Glykogenverfügbarkeit.
  • Ernährungsanpassung je nach Trainingstyp und Regeneration.

Hormonsystem und Regeneration: die Basis für Fortschritt


Training erzeugt Stress, aber die eigentliche Anpassung erfolgt in der Regeneration. Hormone wie Cortisol, Testosteron und Wachstumshormon regulieren die Muskelregeneration, den Stoffwechsel und die verfügbare Energie.

Wissenschaftliche Evidenz: Schlafmangel oder unzureichende Ernährung verringern die Anpassungsfähigkeit, reduzieren die Leistung und erhöhen das Verletzungsrisiko (Kreher & Schwartz, 2012).

Wie man es trainiert:

  • Ausreichend und qualitativ hochwertigen Schlaf.
  • Stressmanagement mit Atemtechniken oder Meditation.
  • Ausgewogene Ernährung mit Proteinen, Kohlenhydraten und essentiellen Mikronährstoffen.

Der Schlüssel: ein ganzheitlicher Ansatz

Für optimale Leistung in Ausdauersportarten gilt:

  • Trainiere nicht immer nur dasselbe.
  • Setze gezielte Reize für jedes System des Körpers.
  • Integriere Kraft, Ausdauer, Technik, Ernährung und Regeneration in einen kohärenten Plan.
  • Steigere die Belastung schrittweise, um die Anpassung jedes Systems zu respektieren.

Wenn wir wie ein System von Systemen trainieren, arbeiten alle Komponenten des Körpers zusammen, steigern die Leistung und reduzieren Verletzungsrisiken. Es geht nicht darum, mehr zu trainieren, sondern intelligent zu trainieren.