Laufen ist kein harmloser Sport: Warum du Kraft brauchst, um das Training langfristig zu verkraften
Laufen gehört zu den natürlichsten Bewegungen des Menschen. Doch sobald es zu einem strukturierten, zielgerichteten Training wird, ist es alles andere als harmlos für den Körper.
Das Lauftraining besonders im Ausdauerbereich stellt eine große Belastung für den Bewegungsapparat dar.
Viele Läufer konzentrieren sich fast ausschließlich auf ihre aerobe Kapazität. Doch der eigentliche Schlüssel, um langfristig schneller, effizienter und verletzungsfrei zu laufen, liegt darin, ein muskuläres Schutzschild aufzubauen, das der Belastung des Trainings standhält.
Das Problem: Das kardiovaskuläre System passt sich schneller an als die Muskulatur
Einer der größten Stolpersteine im Lauftraining ist das Ungleichgewicht zwischen schneller kardiovaskulärer Verbesserung und langsamer muskulärer Anpassung.
Das führt zu einer gefährlichen Situation: Der Läufer fühlt sich fitter, das Tempo wird besser, der Puls sinkt aber die tieferliegenden Strukturen wie Sehnen, Faszien und stabilisierende Muskulatur sind noch nicht bereit, diese Belastung zu tragen.
Diese Diskrepanz ist eine der häufigsten Ursachen für Überlastungen und Verletzungen. Ich sehe das regelmäßig bei motivierten Athleten, die ihr Volumen steigern, aber irgendwann stagnieren oder sich verletzen.
Die Lösung: Ein Schutzschild aus Kraft aufbauen
Für mich als Trainer und auch als Athlet ist Krafttraining kein Zusatz, sondern ein zentraler Baustein im Lauftraining.
Ich habe selbst erlebt, wie Krafttraining mein Laufgefühl komplett verändert hat, aber noch beeindruckender ist das, was ich bei meinen Athleten beobachte:
Läufer, die monatelang stagniert hatten, machten plötzlich Fortschritte, nicht durch mehr Kilometer, sondern durch gezieltes Krafttraining.
Welche Kraft braucht ein Läufer?
Es geht nicht darum, einfach Gewichte zu stemmen. Die richtige Kraft für Läufer ist:
• funktionell, also übertragbar auf das Laufen,
• exzentrisch, isometrisch und einseitig, um das Bewegungsmuster zu stärken,
• fokussiert auf die entscheidenden Muskelgruppen: Gesäßmuskulatur, hintere Kette, tiefer Rumpf, Waden und Fußmuskulatur.
So entsteht ein Schutzschild, das:
• vor struktureller Ermüdung bei langen Läufen schützt,
• hilft, die Lauftechnik länger stabil zu halten,
• das Verletzungsrisiko reduziert,
• und die Laufeffizienz steigert, weil jeder Schritt besser abgestützt ist.
Mehr laufen ≠ besser laufen
Ein Satz, den ich meinen Athleten oft sage, lautet:
“Mehr laufen heißt nicht automatisch besser laufen.”
Entscheidend ist nicht, wie viel du läufst, sondern ob dein Körper in der Lage ist, es zu tragen.
Ein trainiertes Herz kann keine inaktiven Gesäßmuskeln oder überlasteten Sehnen kompensieren. Krafttraining ist keine Zeitverschwendung es ist eine Investition in Stabilität, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit.
Fazit
Laufen ist nicht nur ein kardiovaskulärer Reiz es ist eine ständige mechanische Herausforderung.
Kraft ist keine Option, sondern eine notwendige Grundlage, wenn du langfristig gesund und leistungsfähig bleiben willst.
Als Trainer habe ich oft gesehen, dass die größten Fortschritte nicht durch mehr Kilometer, sondern durch besseres Bewegungsmanagement entstehen. Und das beginnt mit einem Körper, der den Bewegungsablauf stabil tragen kann – Schritt für Schritt