Radtraining im Lauftraining: sinnvoll, aber nicht spezifisch

Das Radfahren ist ein wirkungsvolles Werkzeug im Trainingsalltag von Läuferinnen und Läufern egal ob auf Asphalt oder im Trail. Es stärkt das Herz-Kreislauf-System, ermöglicht ein hohes Trainingsvolumen mit geringerem orthopädischem Stress und kann gerade in Phasen von Überlastung oder Verletzungen sehr hilfreich sein.

Aber: Radfahren ist kein Laufen. Wer versteht, wann und wie man es richtig einsetzt, kann große Fortschritte machen aber nur, wenn es strategisch geplant wird.

Warum ist Radfahren für Läufer sinnvoll?

Herz-Kreislauf-System stärken

Der größte Vorteil des Radfahrens liegt in der kardiovaskulären Wirkung. Es trainiert:

  • die Ausdauerfähigkeit des Herzens
  • das Schlagvolumen
  • die Kapillarisierung der Muskulatur
  • und die Fähigkeit, über längere Zeit Sauerstoff effizient zu nutzen

All das ist direkt übertragbar auf die Laufleistung solange man das Radfahren richtig einsetzt.

Geringe mechanische Belastung

Im Gegensatz zum Laufen gibt es beim Radfahren keinen Aufprall. Das bedeutet:

• weniger Belastung für Sehnen, Gelenke und Knochen

• geringeres Verletzungsrisiko

• gute Möglichkeit zur Regeneration nach harten Laufeinheiten

Radfahren eignet sich besonders bei:

  • leichten Verletzungen oder Überlastung
  • Rückkehr ins Training nach längerer Pause
  • aktiver Erholung in Belastungswochen

Aber… Radfahren ist kein Laufen

Trotz vieler positiver Effekte ist der Bewegungsablauf beim Radfahren komplett anders als beim Laufen:

  • keine Flugphase
  • kein elastischer Abdruck
  • keine Aktivierung der Plantarfaszie
  • kein reaktives, rhythmisches Laufmuster

Das bedeutet: Radfahren trainiert nicht den spezifischen Laufstil, vor allem nicht die neuromuskulären Anpassungen, die für ökonomisches Laufen entscheidend sind.

Wann und wie sollte man Radfahren ins Lauftraining integrieren?

In der Vorbereitungsphase

Die ideale Phase, um Radtraining einzubauen:

  • Ausbau der Grundlagenausdauer
  • hohe Trainingsumfänge ohne Überlastung
  • sanfte Aktivierung der Beinmuskulatur
  • gezieltes Training des Fettstoffwechsels

Hier kann das Radtraining auch einmal längere Einheiten oder Intervallblöcke beinhalten als sinnvolle Ergänzung zur Laufeinheit.

Während der Saison

In dieser Phase wird das Radfahren eher unterstützend eingesetzt:

  • als zweite aerobe Einheit an laufarmen Tagen
  • zur aktiven Regeneration
  • zur Erhaltung des Umfangs bei reduzierter Laufbelastung

Der Fokus liegt jetzt wieder mehr auf dem Laufen. Das Radfahren dient nur als Ergänzung, nicht als Ersatz.

In der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung

Je näher der Wettkampf rückt, desto wichtiger wird die Spezifität.

Jetzt geht es darum:

  • den Bewegungsablauf des Laufens zu automatisieren
  • wettkampfspezifische Intensitäten und Gelände zu trainieren
  • muskuläre und neuronale Anpassungen für das Laufen zu festigen

Radtraining wird in dieser Phase reduziert oder ganz pausiert.

Und bei Verletzungen?

Hier kann das Radtraining eine große Hilfe sein.

Bei leichten Verletzungen oder Überlastungsreaktionen kann man den Trainingsreiz aufrechterhalten, ohne Strukturen weiter zu belasten.

Besonders effektiv sind dabei:

  • Kombination aus Radtraining und Technikübungen
  • Koppeleinheiten mit Kraft oder Koordination
  • gezielter Aufbau vor dem Wiedereinstieg ins Laufen

Das Radfahren hält das Herz-Kreislauf-System aktiv und macht den Wiedereinstieg ins Laufen deutlich leichter.

Fazit

Radfahren ist eine hervorragende Ergänzung im Lauftraining aber kein Ersatz für das Laufen selbst. Es bietet physiologische Vorteile, schützt vor Überlastung und bringt Abwechslung ins Training.

Doch je näher der Wettkampf kommt, desto mehr zählt die Spezifität.

Nur wer läuft, automatisiert den Laufstil. Nur wer läuft, verbessert die Laufökonomie.

Die Kunst liegt darin, das Radtraining gezielt und strategisch einzusetzen als Werkzeug zur Entwicklung, nicht als Ablenkung.

Struktur, Individualisierung und Timing entscheiden über den Erfolg.