Ist Laufen ein günstiger Sport? Die tatsächlichen Kosten, wenn man es ernst meint
Von Alan Fuster Janka
Lange Zeit galt das Laufen als der zugänglichste Sport überhaupt und das stimmt auch: Man braucht nur ein Paar Laufschuhe und etwas Motivation, um loszulegen. Genau das macht den Reiz des Laufens aus: die Einfachheit. Doch wenn man beginnt, sich Ziele zu setzen, strukturiert zu trainieren oder seine Leistung gezielt verbessern will, entstehen Bedürfnisse, die auch wenn sie nicht verpflichtend sind einen echten Unterschied machen können.
Als Trainer habe ich diese Entwicklung oft begleitet. Was als gelegentliches Joggen beginnt, wird schnell zu einem Lebensstil. Und mit diesem Wandel entsteht auch das Verständnis dafür, dass gezieltes Training Hilfsmittel, Daten und in gewissem Maß Ausrüstung erfordert vor allem, wenn man Fehler vermeiden und Fortschritte messbar machen möchte.
Laufen ist einfach, aber gezieltes Training braucht Werkzeuge
Es geht nicht darum, wahllos Dinge zu kaufen. Aber wenn wir unser Training richtig steuern, Verletzungen vorbeugen und unsere Entwicklung verstehen wollen, brauchen wir Werkzeuge, die uns helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen statt nach Gefühl zu trainieren.
Beispiele:
- Eine GPS-Uhr misst nicht nur Strecke und Zeit, sondern auch Tempo, Höhenmeter, Herzfrequenz und Trainingsbelastung.
- Ein Pulsgurt oder eine optische Messung ermöglichen das Training in den richtigen Intensitätsbereichen.
- Das Smartphone ist heute unverzichtbar nicht nur zum Aufzeichnen, sondern auch zur Auswertung, Kommunikation mit dem Trainer oder für Trainingspläne.
- Wer noch weiter gehen will, nutzt Laktatmessung, Leistungssensoren oder SmO₂-Sensoren, um noch tiefer in die Trainingssteuerung einzusteigen.
Nichts davon ist zwingend notwendig aber ohne solche Tools wird das Training ungenauer, schwerer zu steuern und stärker von subjektivem Empfinden abhängig. Laufen kann jeder. Trainieren mit System ist etwas anderes.
Straßenlauf vs. Trailrunning: unterschiedliche Anforderungen
Auch wenn viele Grundlagen gleich sind, unterscheiden sich Straßen und Bergläufer deutlich in Bezug auf die Ausrüstung.
Straßenläufer
Konzentriert sich meist auf Effizienz, Laufökonomie und Zeitverbesserung bei Distanzen wie 5 km, 10 km oder Marathon.
Typische Ausstattung:
- Trainingslaufschuhe für das tägliche Training
- Wettkampfschuhe (oft mit Carbonplatte)
- GPS-Uhr mit Pulsmessung
- Technische Kleidung passend zur Jahreszeit
Optional:
- Persönlicher Trainingsplan oder Coach
- Leistungsmessung, Laktat- oder SmO₂-Analyse
- Fußanalyse oder orthopädische Einlagen
Trailläufer
Bewegt sich in wechselndem Terrain, bei oft unvorhersehbaren Wetterbedingungen. Ausrüstung ist hier auch Sicherheitsfaktor.
Zusätzliche Ausrüstung:
- Griffige, robuste Trailschuhe
- Laufweste oder Trinkrucksack
- Faltbare Stöcke
- Stirnlampe für Trainings oder Wettkämpfe im Dunkeln
- Leichte, wetterfeste Jacke (Pflichtausrüstung bei vielen Rennen)
- Verpflegung (Gels, Salz, Riegel)
Viele Trailwettkämpfe schreiben diese Ausrüstung verbindlich vor. Trailrunning bedeutet nicht nur laufen, sondern auch sich im Gelände selbst managen.
Die Ausrüstung macht dich nicht besser aber sie hilft dir, besser zu werden
Ein zentraler Punkt, den ich als Trainer oft betone: Material ersetzt kein Training, aber es kann Training sinnvoll ergänzen. Es geht nicht um Konsum oder Trends, sondern um sinnvolle Unterstützung. Eine gute Uhr macht dich nicht schneller aber sie hilft dir, zu verstehen, was im Körper passiert. Gute Schuhe machen dich nicht stärker aber sie reduzieren das Verletzungsrisiko.
Wenn du Fortschritte machen willst, kann eine durchdachte Investition in Ausrüstung langfristig mehr bewirken als ein weiteres hartes Intervalltraining.
Kein elitäres Hobby aber ein anspruchsvoller Sport
Man hört immer wieder Kritik daran, dass Laufen zu einem „elitären“ Sport geworden sei, wegen der Technik und der Preise. Doch das stimmt nur bedingt. Laufen ist nach wie vor einer der zugänglichsten Sportarten weltweit. Du kannst jederzeit ohne Uhr, ohne Trainer und ohne Startnummer loslaufen. Du brauchst nur deinen Körper und etwas Wille.
Aber wenn du gezielt trainieren willst wenn du Fortschritte sehen möchtest, wenn du an Wettkämpfen teilnehmen willst oder dich mit anderen vergleichst , wird das Ganze komplexer. Die Anforderungen steigen. Auch im Hobbybereich ist das Leistungsniveau heute deutlich höher als noch vor zehn Jahren.
Fazit: keine Pflicht, aber eine sinnvolle Investition
Laufen muss nicht teuer sein. Aber wer es als Projekt, als langfristigen Weg der persönlichen Entwicklung versteht, wird irgendwann investieren: Zeit, Energie und vielleicht auch etwas Geld.
Es geht nicht darum, alles zu besitzen. Es geht darum, gezielt das zu nutzen, was für den eigenen Weg gerade sinnvoll ist. Von dort aus kann man wachsen mit Verstand, ohne Druck, aber mit klarer Richtung.